11.07.2017

Bevor ich mich zu dem für heute geplanten Ausflug aufmache, will ich erst noch meine Scharte von gestern auswetzen und den Kauri Grove nachholen. Also schnell die Road 309 hinauf gefahren und ab in den Wald. Kauri-Bäume gehören zu den Giganten-Bäumen, also Bäume die unglaublich hoch und dick werden. Leider wurden in den letzten 800 Jahren (seit die Maori in Neuseeland sind) sehr viele der alten Bäume gefällt , da die Maori aus den Stämmen ihre großen „Einbaum-Boote“ und „Totem-Pfähle“ schnitzen. Zusätzlich wurde der Bestand durch Brände dezimiert. Ein weiteres Problem ist eine Baumkrankheit, die den Kauri bedroht. Deshalb ist am Eingang zum Kauri Grove eine Schuhputz-Station. Also mache ich erstmal meine Wanderschuhe sauber, damit ich auch keine Keime/Bakterien aus anderen Waldregionen einschleppe. … Ist ja eigentlich ganz praktisch … finde es sowieso immer etwas mühsam die Schuhe im Hotelzimmer über dem Waschbecken oder in der Dusche zu säubern.

So, die Schuhe sind sauber auf geht es.

Es ist faszinierend: man ist von sehr hohen Bäumen umgeben, kommt auf eine kleine Aussichtsplattform und plötzlich kommen einem die sehr hohen Bäume richtig gehend klein vor, denn da stehen Bäume, die diese Bäume weit überragen. Da wird man ganz still und ein bißchen traurig, dass nur noch so wenige da sind. Über schmale Pfade, Holzstege und Brücken nähert man sich den Kauri-Bäumen. Die Pfade verzweigen sich … wie will ich weitergehen? … Richtung Kauri Grove … oder Richtung Siamesicher Kauri … Mhh… ich will auf jeden Fall beides machen … zuerst zum Siamesischen Kauri. Hier kommt man zum ersten Mal richtig nah an einen dieser Giganten heran. Ich lege den Kopf in den Nacken und staune … wie hoch ist der? … mit was kann ich das Vergleiche … ok ich stelle mir unser Haus vor, das hat 3 Etagen mit einem Giebeldach … ist also schon ziemlich hoch… aber wenn das hier neben dem Baum stünde … die Giebelspitze wäre noch unter den ersten Ästen, 😮

Schließlich gehe ich weiter und komme aus dem Staunen nicht heraus. Um einen der Kauri-Bäumen ist eine Plattform ungefähr in 10 Meter Höhe gebaut … tja … wäre ich jetzt mit einer Gruppe von vielleicht 4 oder 5 Leuten unterwegs, dann könnten wir eine Ring um den Baumstamm bilden. Um Euch daheim eine Vorstellung davon zu geben, wie dick dieser Baumstamm ist, hier ein Selfie mit mir vor dem Baumstamm:

Das Areal ist eigentlich nicht sehr groß, man könnte wahrscheinlich tatsächlich in 15 – 20 Minuten durch sein …. aber ich muss gucken und staunen … und natürlich Fotos machen. Nach gut einer Stunde kehre ich zum Auto zurück und mache mich wieder auf den Weg, nachdem ich schnell nochmal die Schuhputz-Station genutzt habe, durch den Regen der letzten Tage ist der Boden ganz schön aufgeweicht, den Matsch muss ich ja nicht mit ins Auto schleppen.

Mein heutiges Tagesziel ist der New Chum Beach, das soll einer der 10 schönsten Stränder der Welt sein, ich bin gespannt.

Mein Weg führt mich heute tatsächlich mal über eine echte Straße dem State Highway 25 [SH 25] Auch dieser windet sich einen Berg hinauf und oben gibt es einen Aussichtspunkt den Maungataururu – Scenic Lookout …Maori mögen offensichtlich sehr lange Ortsbezeichnungen mit Lautwiederholungen … die Namen sind für mich die reinsten Zungenbrecher.

Der Ausblick ist wirklich fantastisch man kann von dort sowohl das Westufer (Bild: die kleinen Häuschen vor der Küste sind Coromandel Town) als auch das Ostufer der Coromandel Peninsula sehen. Das Panorama ist wirklich toll.

Mein Navi kennt den Strand, der mir so empfohlen worden ist, übrigens mal wieder nicht, also habe ich den nächstgelegenen Ort Whangapoua angegeben. Hat ja gestern auch geklappt. Die Fahrt dauert ungefähr 1 Stunde. Als ich mich Whangapoua nähere, entdecke ich auch gleich entsprechende Schilder, die den New Chum Beach ausschildern. Und dann stehe ich plötzlich in einer Sackgasse … ähh … aber da war jetzt gar keine Möglichkeit anders zu fahren… da steht ein Schild … mal schauen … William Mangakahia Lagoon Reserve … das sieht gar nicht so schlecht aus … außerdem muss ich mal, hier gibt es bestimmt irgendwo ein öffentliche Toilette … also parken und umschauen.

Was das stille Örtchen angeht, kann man auf die Neuseeländer zählen, es gibt wirklich fast über all sanitäre Anlagen. Auf der Coromandel Peninsula sind das allerdings häufig „Plumpsklos“, also ein Toilettensitz auf einem Loch das in eine Grube führt … riecht ein bißchen unangenehm, erfüllt aber seinen Zweck. Wenn es mal irgendwo kein Toilette gibt, so wird das frühzeitig auf Schildern angekündigt, damit man sich darauf einstellen kann.

Als ich um ein Ecke biege stehe ich auf einem sehr schönen weißen Sandstrand, den ich fast für mich alleine habe. (siehe Titelbild)

Ich bin weder eine ausgesprochen Badenixe noch eine leidenschaftliche „Wassertreterin“ (Es gibt ja Leute, wenn die am Meer sind, müssen sie sofort die Schuhe ausziehen, um dann mit den Füßen im Wasser am Strand entlang zu laufen). Ich behalte meine Schuhe eigentlich gerne an, dann kann ich besser laufen und muss mir keine Gedanken um Scherben, Muschelschalen oder Hummeln (schlechte Erfahrung in einem Holland-Urlaub) machen. Aber am Strand entlanglaufen, gefällt mir auch sehr. Ich gehe den Strand in die eine Richtung , ich bin fast am Ende, des feinen weißen Sandes, als plötzlich … eine Möwe einen lauten Schrei ausstößt und im Sturzflug auf mich zu kommt … uhhhh ….was denn ….HILFE …. puh, die Möwe ist ungefähr einen Meter an mir vorbei geflogen, aber ich habe eindeutig den Eindruck, dass ich nicht willkommen bin … und da kommt auch schon die nächste …..ok, ok, ich habe es verstanden, wahrscheinlich habt ihr hier irgendwo Eure Nester oder so … ich gehe ja schon!

Nachdem ich mich wieder ein paar Meter in die andere Richtung bewegt habe, kehrt bei den Möwen wieder Ruhe ein und ich kann mich wieder in die Betrachtung meiner Umgebung vertiefen.

Da sind diese beiden Vögel, die unermüdlich über den Strand, direkt an der Wassergrenze, entlang laufen und mit Ihren langen Schnäbeln im Sand nach Muscheln stochern. Dabei umkreisen sie sich, so dass es wie ein Tanz ausschaut. 🙂

Und es liegen wirklich schöne Muscheln im Sand … nein, ich sammele jetzt keine Muscheln, womöglich darf ich die nicht nach Australien einführen, außerdem habe ich keine Platz im Gepäck und Muschelschalen gehen ja auch sehr leicht kaputt … Zwischen all den Muscheln fallen mir immer wieder besondere Bruchstücke auf … die scheinen zu einem großen gedrehten „Schneckenhaus“ zu gehören. … Wenn ich davon eine „heile“ finden würde, ich glaube, die müsste ich dann doch mitnehmen. … Was sehe ich denn da …

Beim Aufheben stelle ich allerdings fest, dass nur noch die ein Hälfte in Takt ist, aber immerhin kann man sie so drappieren, dass ein paar schöne Fotos entstehen.

Ich bin an meinem Ausgangspunkt zurück, in die andere Richtung geht der Sandstrand in Felsen über… ok, mache ich mich mal wieder auf und suche nach dem viel gepriesenen New Chum Beach.

Bevor ich wieder ins Auto einsteige, schaue ich mich nochmal um und entdecke ein weiteres Schild auf diesem steht in Klammern tatsächlich New Chum Beach und es handelt sich um eine Wegbeschreibung: Head north along beach, follow rocky shoreline to rugged track over headland … ok ich muss also über die Felsen und dann kommt ein Pfad, der auf den New Chum Beach führt … also gut schauen wir mal, ob wir das finden. [Auf dem Schild gab es übrigens noch zusätzlich den oben erwähnten Vermerk, dass es am New Chum Beach keine Toiletten gibt ;-)]

Tja und dann muss ich doch die Schuhe ausziehen, denn bevor die Felsen beginnen, wird der Sand von einem Pril durchschnitten, den man durchwaten muss. Nagut, ist ja nicht so, dass das wirklich schlimm ist. Bei den Felsen angekommen, stelle ich fest, dass man über die Felsbrocken und erkaltete Lave kraxeln muss, dann doch lieber wieder Schuhe anziehen. … Ok … bin ich mir sicher, dass ich die Arbeitsanweisung richtig verstanden habe? … das ist hier ziemlich unwegsam …

??? aber ich habe Leute hier lang gehen sehen und da kommen mir auch welche entgegen … Ich frage mal … ja, das ist der richtige Weg … über die Felsen und dann kommt da hinten, irgendwo nach dem Baum, ein Pfad… ok … ich habe schließlich das Bergziegen-Diplom 4.0 und andere laufen da ja auch rum, wird schon werden. … Während ich so von einem Stein auf den anderen hüpfe, höre ich plötzlich die Stimme von meiner Mutter im Kopf: „Jutta, komm da von den Felsen runter, das ist gefährlich!“ … „Vielleicht ein bißchen … aber ich passe schon auf“ … „Jutta“ … „Nein, ich will darüber“ … Ich weiß nicht, ob meine Mutter mich in meiner Kindheit tatsächlich so oft zurückgepfiffen hat oder ob das eine Projektion meiner eigenen Sorge ist, aber ich ignoriere das und stapfe unbeirrt weiter. Muss aber unweigerlich denken, dass man eine derartige Wegbeschreibung in Deutschland auf keinem offiziellen Schild oder Dokument finden würde. Im Gegenteil wahrscheinlich wäre das Gelände abgesperrt und es gäbe unzählige Warnschilder. Die Kiwis (wie sich die Neuseeländer gerne selber nennen) sind da aus anderem Holz geschnitzt. Ich begegne weiteren Menschen, die sich bereits auf dem Rückweg befinden, viele sind doch tatsächlich barfuß auf den Felsen unterwegs – ich bin froh, dass ich meine robusten Wanderschuhe anhabe. Ich werde angesprochen und darauf hingewiesen, das besagter Pfad, der rüber auf den Strand führt, sehr sehr schlammig ist. … Naja, ein Schlammbad würde ich eigentlich gerne vermeiden, aber ich kann mir das ja mal anschauen. Während ich weiter gehe, bekomme ich ein weiteres Mal den Hinweis … mmmhhh… wenn junge Burschen, denen ein bißchen Schlamm doch in der Regel nichts ausmacht, darauf hinweisen, muss es schon schlimm sein…. schauen wir mal, dann sehen wir schon …. ich bin ungefähr auf der Hälfte zwischen dem Sandstrand und dem Baum wo der Pfad sein soll (an diesem Punkt ist das Foto oben entstanden) – es ist also noch ein ganzes Stück … da kommt mir eine vierköpfige Familie entgegen. der ungefähr siebenjährige Sohn ist bis zu den Waden mit schlammverschmiert und auch die Schuhe der anderen sehen wüst aus. Auch hier kommt der Hinweis, dass kein Durchkommen ist … die Familie hat sich entschieden abzubrechen und umzukehren. …Ich schaue mir die total verdreckten Schuhe an, wenn es nur die Kinder wären, würde ich denken, dass die nicht aufgepasst haben, aber auch die Erwachsen, waren offensichtlich fast bis zum Knöchel im Mullematsch… insgesamt macht mir die Familie den Eindruck, als wüssten die eigentlich wie es geht, wenn die abbrechen … und die jungen Burschen auch warnen… dann wäre es wahrscheinlich dumme Sturheit, es trotzdem versuchen zu wollen. … Fühlt sich trotzdem irgendwie nach Aufgeben an. Ein wenig geknickt kehre ich unverrichteter Dinge um.

Ok, zum Abschluss des Tages wollte ich hier in der Gegend in einem Restaurant essen, dass mir empfohlen wurde. Ist jetzt noch ein bißchen früh … aber ich kann ja schon mal gucken wo das ist, vielleicht kann man ja auch noch was spazieren gehen oder einfach schön sitzen…. Was mit den Sehenswürdigkeiten und Orten in letzter Zeit nicht ganz so gut geklappt hat, funktioniert bei „Luke’s Kitchen“ ohne Probleme … mein Navi kennt das Lokal … also auf geht es. Als ich dort ankomme, muss ich feststellen, dass geschlossen ist. Es ist Viertel vor Vier …. mmhh vielleicht machen die erst abends auf…. gut das ich ein Datenvolumen auf meinem Handy  habe, kann ich schnell mal die Öffnungszeiten googlen. Tja, hätte ich besser mal vorher gemacht, im Winter hat Luke’s Kitchen nur von 12:00 bis 15:00 Uhr auf. Das ist heute irgendwie nicht mein Tag. 😐

Auf der Rückfahrt lasse ich den Tag nochmal Revue passieren … auch wenn ich nicht auf diesem legendären New Chumb Beach war … der Strand war toll und es hat sogar ein bißchen Spaß gemacht über die Felsen zu kraxeln. Lecker essen kann ich auch noch woanders. Und da waren ja auch noch der Kauri Grove und der Aussichtspunkt auf dem Berg. Das Wetter war endlich mal gut. Insgesamt war der Tag doch schön.

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Kommentare

  1. Nein!!! Das war nicht meine Stimme in deinem Kopf! Ich bin mit euch Kindern über Stock und Stein, sogar mit Buggy. Allerdings blieb mir das Herz stehen, als du versuchtest die Bücherwand zu erklimmen, um etwas vom oberen Brett zu erreichen, was ich vor dir in Sicherheit wähnte.

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