05.06.2017

Nachdem ich den Sonntag recht gemütlich habe verstreichen lassen, war ich heute wieder für einen Ausflug bereit. Als Ziel hatte ich mir den Lake Minnewanka ausgesucht. Einen Wanderweg an einem malerischen See entlang ohne große Steigungen oder sonstige Schwierigkeiten. Meine Überprüfung des Wetterberichts hatte keine eindeutigen Ergebnisse geliefert, 8 Grad und Regen, Bewölkt bei 16 Grad, Regen und 20 Grad. Beim Blick aus dem Fenster war es trocken, blickte ich in die eine Himmelsrichtung sah ich dunkle Wolken, blickte ich in die andere sah ich weiße Schäfchen-Wolken vor einem strahlend-blauen Himmel. Jetzt müsste man wissen in welche Richtung hier das Wetter zieht. An der Rezeption bekam ich auch nur eine schwammig Information. Also habe ich meine Regenjacke eingepackt meinen Tilley nicht nur gegen die Sonne, sondern auch gegen evtuelle Regengüsse aufgesetzt und mich auf den Weg gemacht.

Wie immer habe ich mich vom kostenlosen Hotel-Shuttle nach Banff fahren lassen. Vor der örtlichen High School startet der Shuttle Bus zum Lake Minnewanka. Dieser wurde dieses Jahr erst eingerichtet und ist ebenfalls kostenlos. Möglicherweise handelt es sich um eines der vielen Extras zum 150. Geburtstag Kanadas. Für mich ist das jedenfalls ein schöner Bonus.

Ich hatte gerade den Bus am Lake Minnewanka verlassen und schaute mich noch um, da vielen die ersten Regentropfen. Jetzt war ich da, der nächste Bus zurück kommt erst in einer Stunde, also schaue ich mich auch um, vielleicht hört der Regen ja gleich wieder auf.

Ich machte mich auf den Weg den See entlang. Mit dem grauen Himmel und dem Regenschleier war der See natürlich kein allzu reizvolles Motiv. Also blieb die Kamera erstmal im Rucksack. Obwohl das Wetter nicht sehr einladend war, waren doch eine Reihe von Wanderen unterwegs. Dass fand ich ausgesprochen beruhigend. Schließlich sind überall Warnschilder aufgestellt, dass die Elche mit dem Kalben begonnen haben und eine Elchmutter, die Ihr Junges beschützen will, kann gefährlich sein. Wenn soviele bunt gekleidete Touristen durch den Wald stapfen, wird ja wohl keine verrückte Elchmutter aus dem Unterholz brechen und wenn doch ist Hilfe in Rufweite.

Apropos Warnschilder: Bei meiner Wanderung beim Cave & Basin hatte es auch ein Schild gegeben, dass besagte, dass in der Gegend aktuell keine Bären und Pumas heimisch sind, dass man aber eventuelle Sichtungen umgehend melden soll. Auch bei dem Wanderweg zum Sulphur Mountain stand ein Schild mit Bezug auf Bären und dass keine Haustiere erlaubt seien. Es sind aber trotzdem recht viele Leute mit Hund unterwegs gewesen. Wie ernst muss man diese Schilder denn nun nehmen? Lieber vorsichtig sein.

Endlich ließ der Regen nach, vielleicht wird das ja doch noch ein richtig schöner Tag, der Wanderweg ist jedenfalls vielversprechend. Och Mist, da vorne scheint schon die Brücke zu sein, von der ich gelesen hatte, da will ich eigentlich nicht rüber. In den Berichten hatte es aber so geklungen, als ob es bis dahin ein ganzes Stück wäre….

Warum stehen denn da soviele Leute??? …. Da sind doch mindestens 3 Parkranger dabei? …

Währende ich mich der Gruppe nähere versucht das Pärchen, das ein Stück vor mir gewandert ist, die Brücke zu überqueren, wird aber von den Parkrangern vehement zur Rückkehr aufgefordert. Ich komme nun in Hörweite … verstehe noch nicht gleich alles …. der Ranger zeigt auf einen Baum auf der andern Flußseite, … irgendwas von einem Bären !? … wie bitte? … ich trete näher, um besser hören zu können. Tatsächlich erklärt der Ranger, dass am gegenüberliegenden Ufer ein Bär im Baum sitzt und deshalb darf jetzt keiner über die Brücke, das ist zu gefährlich. Bär!? Wo denn bloß?! Ich bitte den Ranger mir auch zu erklären, wo ich hingucken muss, um den Bären zu sehen. Der ist sehr hilfsbereit und erklärt geduldig wahrscheinlich zum hunderstenmal auf welchem der vielen Bäume, der Bär sitzt … Wahnsinn … ein Bär im Baum ich werde verrückt. Nachdem ich ihn entdeckt habe, versuche ich ihn mit der Kamera einzufangen … gar nicht so einfach … wenn man so stark zoomt, sehen die „Stücke vom Baum“ alle gleich aus … muss ich hoch oder doch runter … mehr links oder doch rechts.

Ohne Kamera kann ich den Schemen vom Bär deutlich erkennen aber durch die Kamera auf dem keinen Display … puh …der Bär schmeißt sich natürlich auch nicht für mich in Positur damit ich ihn gut ablichten kann.

Aber schließlich gelingen mir einige Aufnahmen, die sich später auf dem Computerbildschirm als brauchbar erweisen.

Neugierig frage ich den netten jungen Ranger, wie es denn jetzt weiter geht. Lassen die jetzt einfach solange niemanden über die Brücke bis der Bär weiterzieht? Nein man wartet auf Verstärkung, weitere Ranger sind bereits auf dem Weg. Zusammen wird man dann versuchen den Bären zumindest ein Stück den Baum herunter zu locken, um ihn dann mit einem Betäubungspfeil zu betäuben …wenn er von soweit oben betäubt abstürzt, würde er sich bei dem Sturz verletzten…er muss also erst weiter runter … dann wird er betäubt und dann  in eine Region gebracht, wo er keine unmittelbare Gefahr darstellt.

Was für ein Bär ist das denn? Es ist ein Schwarzbär, ja Schwarzbären können auch braun sein und Grizzlys können auch schwarz sein, …

Ok … was nun … Ich befinde mich an der Brücke, die ich ohnehin nicht überqueren will, denn sie markiert den Beginn des „Bärenland“ hier sollte man erstens nicht alleine und zweitens nicht ohne Bärenspray herumspazieren. Ich bin alleine und habe kein Bärenspray, ich habe dort also definitiv nichts zu suchen, auch wenn dieser ein Bär von den Rangern „aus dem Weg geräumt worden ist“, was ja noch eine Weile dauert… ich könnte natürlich bleiben und zu schauen, wie die Ranger das beschriebene Vorgehen umsetzen … aber mal ehrlich, bin ich tatsächlich so sensationsgeil, dass ich diesen Leuten bei ihrer wichtigen Arbeit im Weg rumstehen will, in der vagen Hoffnung vielleicht ein besseres Bild von einem dann betäubten Bär zu machen. Nein ich werde mit guten Vorbild vorangehen und das Feld räumen. … ja ich habe schon bei dem Gedanken, gewusst, dass einige von Euch jetzt aufstöhnen und „och nö, wir wollten eine Augenzeugenbericht vom ganzen Geschehen bekommen“ rufen. Aber ich habe da nun mal meinen Standpunkt zu. Also mache ich mich auf den Rückweg.

Da das Wetter nun doch noch schön geworden ist, lasse ich mir etwas Zeit mit dem zurückgehen, schieße noch ein paar Fotos. War ja nun doch ein eher kurzer Ausflug. Und dann bleiben ein paar Wanderer vor mir stehen, schauen in den Wald und machen Fotos… noch ein Bär … ähm wir sind aber doch auf dieser Seite der Brücke … ja, ja schon gut, auch Bären können über Brücken gehen. Zum Glück ist der Bär total desinteressiert an uns und verschwindet zwischen den Bäumen. Da ich gerade ein Foto von strahlend hellen Felsen gemacht hatte und der Bär im vergleichbar dunklen Wald unterwegs war, habe ich es nicht geschafft die Einstellungen meiner Kamera so schnell zu ändern, dass ich noch ein Bild von diesem Bären hinbekommen hätte. Die Leute um mich herum waren alle ziemlich relaxt. Ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis da weg zu kommen. Ich bitte alle sanften Gemüter meine Ausdrucksweise zu entschuldigen, aber es lässt sich einfach nicht anders sagen: Mir ist der Arsch ganz schön auf Grundeis gegangen. Morgen kauf ich ein Bärenspray und lasse mir erklären, wie man es verwendet.

Zwei Bären an einem Tag …und das vor einer so schönen Kulisse … ganz schön aufregend.

 

 

 

 

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Kommentare

  1. Ich muss hier dein Wortspiel einfügen: „Ich verließ die Bärenregion unversehrt und unverzehrt!“ Ich hatte ja quasi eine „life-Schalte“, war ganz schön spannend.

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