25.05.2017

Leider zieht über Toronto eine Schlechtwetterfront  hinweg, es ist kalt und windig und es regnet den ganzen Tag. Also war wieder Indoor-Programm angesagt. Als auf ins Royal Ontario Museum. Hier gibt es Dinos und ausgestopfte Tiere, aber auch Zeitgeschichte und Geologisches – kurz ein bunter Strauß quer durch alle Wissensgebiete.

Heute möchte ich aber nicht über das Museum und seine Ausstellung berichten, sondern über eine kulturelle Eigenheit, die mir zwar schon früher in Kanada aufgefallen, aber hier im Museum erst so richtig bewusst geworden ist. Wobei ich es jetzt jedem freistelle, ob es sich dabei um eine Eigenheit der Kanadier oder der Deutschen handelt … jedenfalls scheint es da einen kulturellen Unterschied zu geben.

Eine geschlossene Tür hat bei uns in Deutschland (zumindest gemäß meiner Erziehung und meinem Verständnis) immer die Bedeutung „Zutritt nur für Befugte“ bzw. „bitte nicht stören“. Wenn ich also in einem öffentlichen Raum (Cafe, Restaurant, Museum) ein geschlossene Tür sehe, geht es da, nach meinen Verständnis, nicht weiter.

Hier in Kanada wird das offenkundig anders gehandhabt. Wenn an der Tür kein entsprechendes Hinweisschild „Zutritt verboten“ o. ä. dran steht, dann darf da, so zumindest meine bisherige Beobachtung, jeder einfach durchgehen.

So liegt in Cafes und Restaurant der WC-Bereich häufig hinter einer geschlossenen Tür … und manchmal ist das Hinweisschild ebenfalls erst hinter der Tür.

Auch im Museum gibt es diverse geschlossene Türen zwischen den einzelnen Ausstellungsbereichen… und nicht bei allen waren offenkundige Hinweisschilder, dass es hinter der Tür weitergeht.

Wer sich die Türen genauer ansieht, erkennt, dass es sich dabei um Feuerschutztüren handelt. Bei uns ist es in der Regel so, dass diese Türen in öffentlichen Gebäuden offenstehen, sich aber im Brandfall automatisch schließen. Hier in Kanada sind die Feuerschutztüren eben immer geschlossen und jeder macht sie kurz auf, geht durch und hinter ihm geht sie wieder zu. Kann zumindestens nicht die Technik, die für den automatischen Schließmechanismus zuständig ist, versagen. Andererseits hatte ich den Eindruck, dass diese Feuerschutztüren längst nicht so schwer und so „zu“ sind, wie ich es von Feuerschutztüren in anderen Ländern kenne.

Für mich sehen die Türen wie Notausgänge aus, die man eben nur im Notfall benutzen sollte. Ich habe die Türen unbewusst regelrecht ignoriert und musste häufig in einen Ausstellungsraum zurückkehren und gezielt nach der Tür Ausschau halten, um in den nächsten Ausstellungsbereich zu kommen. Zum Glück hatte ich einen Plan vom Museum, so dass ich zumindest ungefähr wusste, wo es einen Durchgang geben musste.

Die Tür im Titelbild ist dabei schon eine von denen, die zumindestens entsprechende Hinweisschilder aufweisen. Wobei ich sagen muss, dass das blaue Schild oben drüber mit der kleinen Schrift, in meiner Wahrnehmung völlig unter geht, der Aufsteller rechts neben der Tür fällt schon eher ins Auge. Aber das Ganze versteckt sich im hintersten Winkel des Raumes und gut 2 Meter davor steht noch eine riesige Vitrine mit bunten Ausstellungstücken zur indonesischen Kultur, die die Tür vollständig verdeckt.

Nun zumindest weiß ich jetzt, dass ich diesbzgl. einen „Blinden Fleck“ habe. Wieder was über mich selbst gelernt.

 

 

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Kommentare

  1. „Ich lass mir doch nicht von der Realität vorschreiben, was ich wahrnehme!“
    „Gib nicht so schnell auf, manche Tür, von der du glaubst sie wäre verschlossen, klemmt nur ein wenig.“

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