23.05.2017

Egal mit wem man über Kanada redet, welche Reiseführer man wälzt und welche Internetseiten, Blogs und Foren man durchforstet, für alle und überall sind die Niagara Falls ein absolutes Muss. Ich bin heute da gewesen und ich schließe mich an, ja die Niagarafälle sind toll, man sollte auf jeden Fall einen Tag investieren und sich dieses Naturschauspiel anschauen.

Da bereits am Samstag, als ich in Toronto angekommen bin, abzusehen war, dass das Wetter in Toronto gerade nicht so gut ist, habe ich mich vom Concierge des Hotels beraten lassen, welcher Tag den wohl am ehesten für einen Ausflug zu den Niagara Falls geeignet wäre. Die Empfehlung lautete Dienstag oder Mittwoch. Da der Dienstag am stabilsten Aussah habe ich flugs meine Buchungen klar gemacht.

Aus einem Internet-Blog von coconut-sports hatte ich den Tipp keine komplette Tour zu buchen, sondern einfach mit dem Greyhound Bus auf eigene Faust nach Niagara Falls (es handelt sich dabei tatsächlich auch um eine Stadt) zu fahren. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Puma bedanken, die mich erst auf die Seite aufmerksam gemacht hat. 😉

Aus meinem Reiseführer hatte ich den Hinweis, dass man Geld sparen kann, wenn man sich bereits vorher im Internet den Adventure Pass kauft. Nachdem ich mir die verschiedenen Attraktionen und die dazugehörigen Angebote im Internet angeschaut hatte, habe ich mich für das klassische Adventure-Pack entschieden. Darin enthalten sind: Die Hornblower Niagara Cruise – oder auch: Bötches Tour :-), The Journey behind the falls – einmal hinter den Wasserschleier schauen, Niagara’s Fury – eine 4D Show über die Entstehung der Niagara Fälle, White water walk – an den etwas unterhalb der Falls an den Stromschnellen entlang laufen und zum guten Schluß auch noch 2 Tage freie Fahrt mit dem WEGO ein Shuttle-Bus der zwischen den ganzen Attraktionen hin und her fährt.

Es gibt aber noch weitere Attraktionen (Whirlpool Aero Car – eine Art Seilbahn-Gondel über einen Wasserstrudel, Zipeline – in einem Klettergeschirr an einem Seil entlang rutschen, Butterfly Conservatory – Schmetterlingshaus, Floral Show – eine Blumenschau und last-but-not-least der Skylon-Tower. Es ist aber klar, dass man die nicht alle an einem Tag schaffen kann. Ich musste also eine Auswahl treffen. Also das Classic-Paket und vielleicht noch den Skylon Tower dazu. Mal sehen.

Da es an den Niagara Falls recht voll werden kann, wurde dazu geraten möglichst früh vor Ort zu sein. Also habe ich in den sauern Apfel gebissen und den Bus um 6:00 Uhr morgens gebucht. Die Fahrt dauert 1,5 h Also geplante Ankunft am Busterminal um 7:30 Uhr. Plus eine weitere halbe Stunde zu Fuß bis man an den eigentlichen Falls ist.

Da man ja wegen des Boardings immer etwas früher am Busterminal sein soll, bin ich also tatsächlich um 5:00 Uhr morgens aufgestanden, so dass ich um 5:45 Uhr am Bus-Terminal (war zu meinem Glück direkt um die Ecke) stand. Und dann kommt der blöde Bus eine halbe Stunde zu spät. Ich habe schwankend an der Haltestelle gestanden und gegen den Schlaf angekämpft, ich wollte mich nur noch in den sch*** Bus setzen und noch ne Mütze Schlaf bekommen um 6:35 Uhr gings dann endlich los … ich habe erstmal noch ne Runde geschlafen also fragt mich nicht nach der Skyline oder der Landschaft.

Gegen 8:15 Uhr waren wir dann in Niagara Falls am Bus Terminal – ach ja kleiner Sprach-Tipp am Rande: Niagara Falls wird hier ungefähr Neigra Falls ausgesprochen. Hat ein paar Anläufe gebraucht, bis die Einheimischen und ich uns verstanden haben.

Da ich jetzt ja schon eine halbe Stunde hinter meinem Zeitplan lag, habe ich mir ein Taxi gegönnt und war dann auch in 10 Minuten am Wasserfall. Quasi alleine, denn von der Bootstour abgesehen, die um 8:30 Uhr startet, machen alle anderen Attraktionen und auch die Geschäfte erst um 9:00 Uhr auf. So das ich in aller Ruhe erste Bilder vom stürzenden Wasser machen konnte. (siehe Titelbild)

Meinen Gutschein für das Adventure Paket musste ich noch an einer der Attraktionen umtauschen, da ja bisher nur die Bootstour auf hatte und ich die eh machen wollte, war dies mein Startpunkt. Ich bekam aber nicht einfach nur entsprechende Eintrittskarten oder einen Pass, nein ich bekam gleich auch noch einen fertigen Zeitplan dazu

09:30 Uhr Bootstour
11:00 Journey behind the Falls
12:30 Niagara’s Fury
Did you want a lunch break – ok Lunch than
14:00 White Water Walk

Ich bin im Laufe des Tages zu dem Schluss gekommen, dass das eher eine Empfehlung und keine verpflichtenden Termine sind, aber es klang erstmal stressig und hat mich schon etwas unter Druck gesetzt. Es war zwar erst kurz vor 9:00 Uhr, aber meine Einschätzung war richtig, dass ich mich direkt auf den Weg machen, muss um pünktlich um 9:30 Uhr ausgestattet mit einem roten Wegwerf-Cape am Pier zu stehen und dann war ich auf dem Boot ….

Es war gedrängt voll Leute, die alle Selfies vor dem Wasserfall machen wollten und rumgedrängelt und geschubst haben. Es war nass, es war laut, es war windig und als man richtig nah an dem Wasserfall dran war, hat man außer dem weißen Sprühnebel nix gesehen. Also bei mir hat da kein großes Wow-Gefühl eingesetzt. War halt wie „richtiges schiet wedder“. Es war schon irgendwie lustig, aber rückblickend betrachtet, hätte ich mir diese Tour lieber gespart und die Zeit anders genutzt. Jede Menge andere Bootstour-Teilnehmer waren begeistert, überglücklich, beeindruckt, beseelt, was auch immer, also ich will hier keinem sagen, dass das für ihn nichts ist. Das muss jeder für sich selbst wissen. Auf zum nächsten Tagesordnungspunkt: Journey behind the Falls. Um den Termin um 11:00 Uhr zu schaffen, musste ich mich zügig auf den Weg machen. Also nix mit zwischendurch noch Photos machen.

Ok, es war klar, dass man meine einem Aufzug in die Tiefe fährt und dann in einem „Stollen“ steht, den man dann entlang geht. In meiner träumerischen Art hatte ich mir da so etwas wie eine Tropfsteinhöhle vorgestellt … so mit unbehauenem Fels, vielleicht ein paar Stalaktiten … war aber ein triste Betonröhre mit ein paar Informationstafeln. Es gibt 2 Gucklöcher durch die man das hinabstürzende Wasser sehen kann und auch hier wieder eine zugegebener Maßen etwas dumme Vorstellung von mir, die enttäuscht wurde, man konnte natürlich nicht die Hand in den Wasserfall hinausstrecken. Bei der Macht mit der das Wasser da runter donnert, wäre das sicherlich auch eine recht schmerzhafte Angelegenheit geworden.

Zusätzlich gibt es noch eine etwas größere zweigeschossige Plattform. Da ist man dann quasi neben dem Wasserfall und wird wieder nass gesprüht, aber dafür hat man ja einen gelben Wegwerf-Poncho bekommen. Irgenwie fand ich die Aussicht von weiter oben besser. Auf zu Niagara’s Fury. Oh Wunder ich habe Zeit gewonnen, anstatt in die geplante 12:30 Uhr Vorstellung, gehe ich in die 11:30 Uhr Vorstellung. Das scheint kein Problem zu sein.

Dass war offen gesagt der Tiefpunkt der Tour. Erst ein kurzer 3D-Zeichentrickfilm in dem ein unartiges Eichhörnchen (?) zur Strafe 2000 Wörter über die Niagara Falls schreiben soll und dann durch ein magisches Buch quasi ein Zeitreise in die Entstehung der Wasserfälle macht. Der Film war niedlich gemacht und hat die wesentlichen Fakten der Entstehung gut verständlich dargestellt. Zum Abschluß geht man dann einen Raum weiter und hat dann noch ein kleines 4D-Erlebnis (dieses Mal im blauen Poncho) während auf einer 360°-Leinwand die Elemente bei der Entstehung des Wasserfalls tobten, rieselten ein paar Schneeflocken, wehte etwas Wind , wackelte der Boden und zum Schluss wurden wir nochmal alle naß gespritzt. Eindeutig was für Kinder … furchtlose Kinder, diverses, lauthalses Weinen deutet darauf hin, dass Blitz und Donnergrollen sehr realistisch und furchteinflößend auf die zarten Seelen gewirkt haben. Mich hat das ganze etwas ratlos zurückgelassen. Ich bin wahrlich kein Fan von Achterbahnfahrten, aber etwas mehr Action hätte es da schon sein dürfen.

Da ich ja nun bis 14:00 Uhr Zeit habe, schiebe ich nun den Skylon Tower dazwischen. Der kostet nochmal extra, aber egal.

Mit einem Aufzug saust man in die Höhe zur Aussichtsplattform. Von hier aus hat man eine Wahnsinnsaussicht auf die Niagara Falls.

An dieser Stelle eine kurze Erklärung das Bild hier zeigt die kanadischen Hufeisen Fälle. Auf dem Titelbild sind die rechts hinten zu sehen. Lins vorne sind die amerikanischen Wasserfälle zu sehen. Von der kanadischen Seite hat man eigentlich den besseren Blick auf beide. Man hätte aber über ein Brücke rüber gehen und sich die amerikanischen Wasserfälle auch noch von Nahem ansehen können. Dafür muss man natürlich seinen Reisepass dabei haben. (Hatte ich, wollte aber nicht rüber, der Trump kriegt keinen Cent von mir).

Nachdem ich auf dem Skylon Tower nun doch endlich etwas Begeisterung für die Niagara Falls entwickelt habe, war erstmal Mittagspause angesagt.

Schön mit Blick auf die Niagara Falls und da ja noch Zeit ist in aller Gemütsruhe. Der White Water Walk ist allerdings ein gutes Stück weg, und der Wego fährt nur alle 20 Minuten. so dass ich schließlich doch auf den letzten Drücker um 14:00 Uhr hin schaffe, aber spätestens hier wird klar, dass es sich nicht um feste Termine gehandelt hat. Es fahren alle 5 Minuten Aufzüge runter und wieder rauf. Der White Water Walk hat jetzt eigentlich nicht direkt etwas mit den Niagara Falls zu tun. Es ist quasi der weitere Flußverlauf unterhalb der Falls der sich mit gewaltiger Wucht in Form von ungebändigten Stromschnellen durch sein Bett wühlt. Parallel dazu verläuft eine schöne Holzterasse auf der man ein gutes Stück an dem Spektakel entlangen gehen kann, bevor man wieder umkehrt.

Hiervon hatte ich mir am wenigsten erwartet, aber gerade hier hat es mich dann doch noch gepackt. Nur wenige Meter von dem wilden Strom entfernt mit meterhohen schaumgekrönten Wellen war die Urgewalt des Wasser dann doch auch für mich spürbar. Diese tosende Wucht lässt sich nur schwer in Bildern einfangen. Ich fand es toll.

Abschließend hatte ich dann noch fast 2 Stunden ohne irgendwelche Attraktionen in denen ich gemütlich herumgeschlendert und weitere Fotos von den Falls gemacht habe.

Ach ja, obwohl ich weiß, dass es die reinste Geldschneiderei ist, habe ich bei den verschiedenen Attraktionen Fotos von mir machen lassen. Ich find das einfach witzig und es gibt ja ohnhin nur wenige Bilder auf denen ich mal mit drauf bin. Eigentlich habe ich zu allen auch einen Downloadcode erhalten, funktioniert aber leider nur bei einem Bild, aber das möchte ich Euch nicht vorenthalten.

Fazit: ich hätte mich nicht von den blumigen Beschreibungen der Attraktionen und dem 30% Rabatt locken lassen sollen. Zu den Falls fahren, den Skylon Tower machen, den White Water Walk auf jeden Fall auch, wer die verrückten Fotos mag, die kann man auch an verschiedenen Ständen machen lassen ohne in die Attraktionen zu gehen. Vielleicht wäre das Whirlpool Aero Cab noch was für mich gewesen. Ansonsten einfach da sein, rumlaufen und den Tag genießen. Im übrigen gibt es auch noch eine Art Rummelplatz mit Riesenrad und Casinos und Bars und abends gibt auch noch tolle Lichteffekt, die ich leider nicht gesehen habe, da ich aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen den Bus um 17:30 Uhr zurück gebucht habe. Dieser war aber hoffnungslos überbucht, so dass ich noch 1 Stunde am Busterminal in der Sonne gesessen und auf einen Ersatzbus gewartet habe. Auch wenn der Tag nicht ganz so verlaufen ist, wie ich es mir erhofft hatte, war es trotzdem ein tolles Erlebnis, dass ich nicht missen möchte. Also vielleicht doch genauso machen….

Nachtrag: die Montmorency Wasserfälle bei Québec sind tatsächlich wesentlich höher als die Niagara Falls. Für mich sind die beiden Erlebnisse nicht vergleichbar, daher am besten beides machen. 😉

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Kommentare

  1. „Tssss tsssss tsssss“ trotz aller Warungen stürzt du dich im Fass die Niagarafälle hinab!!! Bin ich froh, dass du nicht zerschmettert wurdest, wie viele Wagemutige vor dir 😉

    1. Was soll ich sagen, obwohl ich gar nicht so risikofreudig bin , hockte ich auf einmal in diesem Fass … War wohl wieder so ein Paralleluniversum-Moment. 🙂

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