04. – 06.07.2017

Am 04.07. habe ich in Auckland ausgecheckt und mir einen Mietwagen genommen. Die nächsten 33 Tage werde ich in Neuseeland herumfahren. Auch in Neuseeland herrscht Linksverkehr, um mich langsam an die Verkehrssituation in Neuseeland heranzutasten, liegt mein erstes Ziel nicht allzuweit entfernt: Hamilton.

Die ersten paar Minuten im Aucklander Innenstadtverkehr erforderten höchste Konzentration … beim ersten Kreisverkehr habe ich doch tatsächlich gepatzt und bin verkehrt rum durchgedüst, zum Glück war an der Stelle nicht viel los … ein anderer Autofahrer hat mich ziemlich entgeistert angeguckt, aber keine echte Gefahrensituation. Dannach ging es dann aber fast wie von selbst.

Nachdem ich in Hamilton eingecheckt habe, bin schnell in den nächsten Supermarkt gehüpft, um für das Frühstück der nächsten Tage einzukaufen. Dannach habe ich einen ersten Streifzug durch die „Innenstadt“ von Hamilton gemacht. Eigentlich handelt es sich dabei nur um einen einzigen Straßenzug in dem es jede Menge Restaurants, Bars und Geschäfte gibt. Mein Reiseführer hat versprochen, dass man in Hamilton gut essen kann. Also habe ich mir erstmal einen Überblick verschafft, was den alles geboten wird. Obwohl Hamilton recht klein zu sein scheint, gibt es hier alles was das Herz begehrt. Steak House, Italiener, Dönerbude, Subways, Chinese, Japaner, Mexikaner und diverse kreative Mischungen aus verschiedenen Elementen. Schon seit Kanada sichte ich die Speisekarten der Chinesischen Restaurants auf der Suche nach meinem absoluten Lieblingsgericht der chinesischen Küche: Schweinefleisch süß-sauer. In Deutschland gehört das zu den Klassikern der Chinesischen Restaurants, schmeckt aber leider nicht annähernd so gut, wie ich es in Peking gegessen habe. In Kanada stand es überhaupt nicht auf der Karte. Auch bei den Chinesischen Restaurants in Auckland wurde dieses Gericht nicht angeboten. Hier in Hamilton bin ich fündig geworden.

Im Three Leg Frog steht Schweinefleisch süß/sauer auf der Karte. Ich hatte auch noch ein paar andere interessante Lokale gesehen und stand nun vor der Qual der Wahl. Ein bißchen hatte ich die Befürchtung, dass auch hier das Gericht anders schmecken würde als ich es in Peking kennengelernt habe. Dann wäre es besser gleich etwas anderes zu essen … aber irgendwie … der Laden sieht gut aus … die Speisekarte ist zuerst in chinesischen Schriftzeichen mit englischen Erklärungen … und ich habe echt Lust auf Schweinfleisch süß/sauer … also Versuch macht klug …

Was soll ich sagen … es sah nicht nur genauso lecker aus wie damals in Peking … es hat auch genauso fantastisch geschmeckt. Absolut authentisch. Ein echter Glückstreffer.

Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen hatte, bin ich zurück ins Motel gelaufen. Ja, ihr lest richtig … ich bin zum ersten Mal in meinem Leben in einem Motel abgestiegen. In amerikanischen Filmen sind das ja häufig schäbige Unterkünfte mit zweifelhaftem Ruf. Ich fürchte was die Nutzung von Motels als heimlicher Treffpunkt für amouröse Abenteuer angeht, besteht wenig Zweifel. In der Informationsbroschüre auf dem Zimmer gibt es einen Abschnitt über Gäste, die vor 22:00 Uhr leise gehen sollen…. Nachtigall ich hör Dir trapsen … aber ich habe einen sehr großzügigen und gut ausgestatteten Raum mit Küchenzeile, sowie ein Bad mit Whirlpool, dieser darf wegen des Lärmpegels auch nur bis 22:00 Uhr genutzt werden … gut das ich recht früh vom Essen zurück war, da konnte ich gleich noch eine Runde im Blubberwasser genießen. Sehr, sehr cool!

Das Wetter in Neuseeland ist recht unbeständig. Nachts hatte es geregnet, so dass alles noch nass war und es könnte auch im Laufe des Tages weitere Schauer geben. Also nicht unbedingt das richtige Wetter um ein Picknick im Grünen zu planen.

Einer der Gründe, weshalb ich mir Hamilton als Ziel ausgeguckt hatte, sind die vielgepriesenen Hamilton Gardens. Die sind ganz in der Nähe (mit dem Auto 5 – 10 Minuten) und man zahlt keinen Eintritt, man kann also auch einfach abbrechen, wenn es regnet und später wieder kommen. Somit war mein Ziel für den 05.07. gesetzt.

Die Hamilton Gardens unterteilen sich in zwei große Bereich: Zum einen werden klassische Gärten thematisiert: Es werden die unterschiedlichen Gartenkulturen erklärt und veranschaulicht. Von der ursprünglichen Pflanzkultur der Maori über klassische Gärten im Tudor und Renaissance bis hinzu Kräutergärten.


Maori-Garten in dem Kuruma (Süßkartoffel) angebaut wird. In der Hütte werden Arbeitsgerät und Saatgut für das nächste Jahr aufbewahrt.

Dann natürlich auch Chinesische, japanische und indische Gartenanlagen.


Indischer Char Bagh Garten mit Mini-Taj Mahal

Bei diesen Gartenanlagen ist das Gemeinsame Element, dass sie alle durch einen Zaun oder eine Mauer begrenzt und ehr klein sind.

Im Gegensatz dazu steht der Landschaftsgarten, die Parkanlage, hier werden große Areal insgesamt gestaltet. So gibt es einen Rhododendron-Park, einen Rosengarten, eine Tropischen Garten (siehe Titelbild). Da in Neuseeland gerade Winter ist (nur wenige Pflanzen die überhaupt blühen) und der Regen der letzten Tagen den Blühpflanzen übel mitgespielt hat, und es dann auch noch zu nieseln anfing, habe ich von den Parkanlagen keine wirklich schönen Bilder eingefangen. Um 16:00 Uhr hatte ich alles wesentliche gesehen und es fing an ungemütlich zu werden, so dass ich mich in meine Unterkunft verkrochen habe. ein heißes Blubberbad hat die klamme Kälte aus den Knochen getrieben. Abends bin ich dann wieder essen gegangen.

Diese Mal fiel meine Wahl auf das Furnace, kein klassischer Italiener, aber mit Pizza, Pasta und Fleischgerichten, die kreativ modern zusammengestellt sind ohne abgehoben zu sein. Ich habe einen herrlichen neuseeländischen Sauvignon Blanc „The Maker“ zu einer fantastischen Pizza Italian (pepperoni, salami, mushrooms, tomato, basil) getrunken. Das war so lecker, das ich heute gleich nochmal da war um ein weiteres Gericht zu probieren. 😉

Nur gut das meine Zeit in Hamilton begrenzt ist, die kulinarischen Verlockungen sind enorm.

Als ich gestern abend eingeschlafen bin, prasselte der Regen, heute morgen war dann wieder alles pitschnass, der Regen selbst hatte aber ein Pause eingelegt. Es war allerdings grau und wolkenverhangen, wenn nicht sogar ein bißchen nebelig. Also habe ich mich für einen Ausflug ins Kiwi House in Otorohanga entschieden. Warum dieses Ausflugziel in verschiedenen Foren als Ziel für Regentage genannt wird, ist mir allerdings ein Rätsel. Ja das Gehege mit den Kiwis ist überdacht … da Kiwis nachtaktiv sind, braucht man einen abgedunkelten Raum, wenn die Besucher die Chance haben sollen einen Kiwi zu gesicht zu bekommen. Die restlichen Volieren stehen aber im Freien und sind selbst offen (zum Teil Käfigkonstruktionen). Zu meinem Glück hat es nicht geregnet. Allerdings hat man deutlich gemerkt, dass die Vögel keine groß Lust zum herumfliegen hatten. Hat schöner Sonnentag würde hier sicherlich nochmal soviel Spaß bringen.

Hier ein paar ausgestopfte Kiwis, da die lebenden Exemplare im Stockdunkeln nicht fotografiert werden konnten.

Mein persönliches Highlight des Tages war die Kakariki-Fütterung … ja das ist meine Hand auf der der Vogel sitzt. Getreu dem Motto „Eigene Grenzen überschreiten“ habe ich mir todesmutig auch einige Körner auf die Hand geben lassen, den Arm ausgestreckt und gehofft, dass keiner bei mir landet … aber dann hatte ich ja diese Körner … die musste ich ja auch wieder los werden … und dann saß da einer von den kleinen Kerlen auf der Brüstung … also habe ich vorsichtig meine Hand so gehalten, dass der Vogle dran kommt und er hat tatsächlich was gefressen …und dann eine Kralle auf meine Hand gesetzt, als wollte er sagen „bleib schön in meiner Reichweite“ … komisch welche Begeisterung das in einem auslösen kann.

Dann ist der eine Vogel weggeflogen … ich schaue mich suchend um … und plötzlich landet dieser Racker auf meiner Hand … ich hatte nicht mal Zeit mich zu erschrecken und zurückzuzucken … es war auf einmal ganz normal das da ein Vogel auf meiner Hand sitzt… meine Familie fällt jetzt wahrscheinlich ungläubig vom Stuhl… für mich ist das nämlich eigentlich ganz und gar nicht normal.

Um 14:30 Uhr gab es dann noch eine Kiwi Fütterung, bei der allerdings nur eine Schale mit Futter an exponierte Stelle im Gehege platziert wurde, so dass die Kiwis angelockt wurden und die Besucher sie sehen konnten … soweit man in einem nachtdunkeln Raum denn etwas sehen kann. Dazu wurde einiges über diese nur in Neuseeland lebenden, flugunfähigen Vögel berichtet. Der Kiwi ist nahezu blind und orientiert sich über Gehör-, Geruchs- und Tastsinn. Er ist der einzige Vogel, der die Nasenlöcher vorne an der Schnabelspitze und nicht an der Schnabelwurzel hat. Außerdem hat er lange „Schnurrhaare“ die im als Tastorgane dienen. 10 Tage nach dem Schlüpfen sind die Küken bereits vollkommen selbstständig. Man weiß nicht wie alt ein Kiwi werden kann, da die Tiere erst seit ca. 50 Jahren erforscht werden. Es ist wenigsten ein Tier bekannt, dass mittlerweile 45 Jahre alt ist. Kiwis können also offensichtlich sehr alt werden. Allerdings sind sie durch eingeschleppte Jäger (Maderarten, etc.) vom Aussterben bedroht. Mich versetzt immer noch in Verwunderung wie groß diese Tiere sind. Ich habe mir immer einen Vogel in größe eines Spatzes vorgestellt. Aber die sind richtig groß, größer als Enten und Hühner. Nach der Kiwi Fütterung hatte ich dann aber genug von den Vöglen (ich war mittlerweile drei mal durch das gesamte Gehege gestreift um die Zeiten zwischen den verschiedenen Fütterungen zu überbrücken). Kaum saß ich im Auto fielen die ersten schweren Regentropfen. den Rest des Tages hat es dann nicht mehr aufgehört zu Regen. Ich war schon nahe dran mir zum ersten Mal einen Lieferservice in ein Hotel zu bestellen, da hatte das Wetter doch noch ein Einsehen und ich konnte doch nochmal ins Furnace … ich hatte mir eigentlich schon eine weitere Pizza ausgeguckt … aber dann hat mich das Angebot des Tages gelockt: eine Suppe mit Nudeln, Hühnerfleisch, leicht scharf, mit Curry … eindeutig ein weiteres Experiment, dass nicht 100% auf meiner Linie liegt, aber das Gericht wurde um mich herum viel bestellt, kann also nicht völlig verkehrt sein.

Was man so alles Suppe nennen kann … Also da war ein Suppenteller … in einem Drittel war ein Mischung aus Mungo- oder Sojabohnen-Keimlingen, Bambussprossen und irgendwelchen Nüsschen oben auf lag ein Stück gegrillte Aubergine – keine Soße oder Suppe in diesem Bereich des Tellers. Dann waren da drei Scheiben gebratene Hühnerbrust … ungefähr die Hälfte des Tellers war mit einer cremigen Suppe gefüllt. Diese hat ein bißchen nach Kokos und Curry geschmeckt … achso irgendwie waren auch noch dicke lange Nudeln mit auf dem Teller. Waren weder klassische italienische Nudeln, noch Mie oder Glasnudeln. Mie-Nudeln kommen noch am ehesten heran. … egal war jedenfalls recht lecker.

Trotz des durchwachsenen Wetters war Hamilton den Zwischenstopp auf jedenfall wert. Morgen geht die Reise weiter.

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