12.06.2017

Nun, es versteht sich von selbst, dass die Reise heute genauso luxoriös weiter ging wie gestern.

Das gibt mir Gelegenheit einige Aspekte, die es gestern nicht in meinen Bericht geschafft haben, noch einmal aufzugreifen. Natürlich gibt es auch beim Rocky Mountaineer unterschiedliche Klassen: das einfachere „Silver Leaf“ (die ich gewählt hatte) und das „Gold Leaf“. Neben einem noch persönlicheren und etwas umfangreicheren Service ist der größte Unterschied der Wagon selbst. Im Titelbild seht ihr einen Gold Leaf Wagon, hierbei handelt es sich um einen zweistöckigen Wagon. Im unteren Teil gibt es hübsch gedeckte 4er Tische, an denen das Essen gereicht wird. Im oberen Bereich hat man bequeme Sessel an riesigen Panoramafenstern für die Aussicht. Recht häufig während der Fahrt dachte ich, dass es hilfreich gewesen wäre eine höhere Position zu haben, dann wäre der ein odere andere Lärmschutzwall, Baum, Busch oder Zaun kein „Störfaktor“ im Bild gewesen. So gesehen, hat der Gold Leaf Wagon tatsächlich einen erheblichen Plusfaktor, den man in seiner Kosten-Nuten-Rechnung in jedem Fall mit einkalkulieren sollte.

Zu der stilvollen Inszenierung unserer Reise gehörte es auch, dass wir am Start-Bahnhof von der Rocky Mountaineer Bahnhofcrew – schön in Reih und Glied aufgestellt, fahneschwenkend und winkend verabschiedet und am Zielbahnhof entsprechende begrüßt wurden. Hier das Empfangskomitee in Vancouver:

Neben unserer Wagoncrew (Adriane, Shirin, James) gab es noch die Zugmanagerin Wendy, die zweimal am Tag vorbeikam und sich vergewissert, ob bei uns auch alles in Ordnung ist, dabei wurde selbstverständlich jeder persönlich mit Handschlag begrüßt.

Wahrscheinlich hört ihr es bereits heraus … mir war das zwischendurch ein bißchen „too much“. Ich bin soviel Honig ums Maul einfach nicht gewohnt und mir haben die Leute ein bißchen Leid getan. Einerseits habe ich deutlich gespürt, dass es für alle ganz selbstverständlich ist. Es wirkt nicht affig oder gespielt. Andererseits muss das besonders für die Wagoncrews extrem anstrengend sein. Wir waren morgens um 7:30 Uhr im Zug und sind abends erst um 19:30 bzw. 18:30 Uhr ausgestiegen. Für die Crew hat damit der Arbeitstag wahrscheinlich um 5:30 Uhr begonnen und erst um 21:00 Uhr aufgehört und das zwei Tage am Stück. Essen und Getränke servieren, kleine Geschichten erzählen, Fragen beantworten, Sonderwünsche erfüllen und dann noch immer gut gelaunt dem Gast das Gefühl geben, etwas ganz besonderes zu sein. Ich will gar nicht wissen, was vom Reisenden unbemerkt im Hintergrund noch alles zu den Aufgaben der Wagoncrew gehört. Respekt dafür.

Apropos Winken: Auch unterwegs auf der Strecke gab es jede Menge Menschen, die dem vorbeifahrenden Rocky Mountaineer zu winken. Einige sind dem Zugpersonal sogar namentlich bekannt und werden angekündigt: „Gleich kommen wir am Haus von Doreen vorbei, Doreen bekommt von Ihrem Hund angezeigt, wenn der Rocky Mountaineer kommt und steht jeden Tag an Ihrem Gartenzauen und winkt. Eines Tages hatte sich die Crew überlegt, der treuen Doreen für das fleißige Winken ein paar „Fanartikel“ zukommen zu lassen …gesagt getan wurde alles in eine Tüte gepackt und bei der nächsten Fahrt zum rechten Zeitpunkt „aus dem Fenster geworfen“. Eine Woche später kam ein Brief von Doreens Sohn … der sich für diese fantastische Geste bedankt hat und fragte, woher denn die Rocky Mountaineer Crew gewusst habe, wann Doreen Geburtstag hat.

Ich kann nur schwer nachvollziehen was Leute dazu bringt jeden Tag zur gleichen Zeit einem vorbeifahrenden Zug zuzuwinken. Aber gut, wenn es ihnen Spaß macht ….

Im Mittelpunkt stand auch heute wieder die Landschaft. Ein besonderes Highlight war ein kleines Tal welches die Filmemacher gerne als Marslandschaft nutzen.

Heute haben wir auch diverse Tiere zu sehen bekommen. Dickhornschafe, Adler, Rentiere und irgendeinen Raubvogel inklusive Nest, leider konnte ich nicht ermitteln, um was für einen Vogel es sich handelt, da das Englische Wort „ostrich“ welches Adriane verwendet hat, laut Wörterbuch eigentlich „Strauß“ bedeutet. Ein Strauß ist aber nun mal kein Greifvogel, der auf Masten Nester baut. Leider ließ sich die Sprachbarriere hier nicht überwinden. Ich habe also mehrere Nester von einem Greifvogel gesehen, der eine etwas kleinere Spannweite als ein Adler hat. Sein Gefieder ist braun/grau und er hat eine etwa heller „Augenmaske“. Er baut Nester auf Masten (der Adler braucht wegen seiner Größe eine stabile Drei-Astgabel) Wenn sich ein Pärchen dieses Vogels einmal gefunden hat, kommen sie jedes Jahr wieder zusammen, um die nächste Generation großzuziehen. Sobald die diesjährige Brut groß gezogen ist, trennt sich das Paar, bis es im nächsten Jahr für die neue Brut zum Nest zurückkehrt. Naja, auch ohne zu wissen, wie dieser Vogel nun auf Deutsch oder mit seiner Lateinischen Artenbezeichnung heißt, fand ich die Informationen sehr interessant.

Die Reise mit dem Rocky Mountaineer war wirklich sehr abwechslungsreich und schön. Das Essen war auch heute wieder lecker, die Getränke gut gekühlt.

Das folgende Bild möchte ich Euch nicht vorenthalten, es zeigt einen dieser extremlangen Frachtzüge. Oder besser gesagt ein „kleines“ Stück von ihm, da er trotz der Entfernung so lang war, dass er schon ein ganzes Stück aus dem Bild herausgefahren war und das Ende trotzdem noch nicht mit im Bild ist. Wer genau hinschaut, kann erkennen, dass auf jedem Wagon zwei Frachtcontainer übereinander befestigt sind. Einfach nur  monströs groß.

 

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Kommentare

  1. Bei dem Greifvogel könnte es sich um Fischadler ( osprey) handeln, die bis ins Landesinnere weit verbreitet sind. Es wird im Netz von einem Vogelpaar berichtet, dass in Banff auf einem Brückelpfeiler jedes Jahr wieder brütet.

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