03.09.2017
Heute geht es weiter … Ich werde ein Bustour nach Alice Springs machen … zwischendurch gibt es noch eine Tour durch den Kings Canyon … aber der Reihe nach
Zuerst muss ich mein Meisterstück hinlegen: um 4:30 Uhr soll ich gestiefelt und gespornt mit Sack und Pack parat stehen…Ich bereite abends alles soweit vor wie es irgendwie geht, damit ich morgens nicht mehr soviel tun muss…ich lege mich um 22:00 Uhr ins Bett … der Wecker steht auf 3:30 Uhr … es nützt nix mir was vor zu machen, eine Stunde brauche ich immer irgendwie. Es klappt alles wie am Schnürchen … im Bus hole ich dann erstmal ein bißchen Schlaf nach… irgendwann wird fürs Frühstück halt gemacht…
Auch beim Kings Canyon gibt es wieder 2 mögliche Touren … leicht 1,5 h und schwer 3 h … Die beiden Guides weißen darauf hin, dass die längere Tour schon etwas schwieriger ist … es geht 500 Stufen nach oben … kein leichtes Terrain … meine Erfahrungen mit dem Valley of Wind bei den Kata Tjutas machen mich unsicher … ich frage nochmal nach… wie anstrengend ist das? Meine Kondition ist nicht die beste … der Guide meint es wäre nur der Anfang, die 500 Stufen, anstrengend danach würde es gehen … ich soll doch einfach die ersten 200 Stufen versuchen und dann schauen, ob ich meine, die nächsten 300 Stufen schaffe ich noch, ansonsten könnte ich umkehren, der andere Guide würde solange warten, bis er ein Go bekommt … klingt eigentlich nach einer guten Idee… ich werde es also mit den 200 Stufen versuchen.
Stufen (?) nun ja es sind schon irgendwie Stufen… teilweise durch natürliche Erosion entstanden, teilweise durch von Menschenhand platzierte Felsstücke eingefügt, teilweise in den Stein geschlagen … sie sind unterschiedlich hoch, unterschiedlich groß und teilweise sehr steil …[Anmerkung für meine Mutter: Nein, so hoch wie bei der Chinesischen Mauer, wo einzelne Stufen bis kurz unters Knie reichten, waren die hier nicht ;-)] … die ersten 200 Stufen strengen mich schon etwas an … aber es geht … und es sind ja nur noch 300 … und offen gesagt bin ich nicht wirklich erpicht darauf, diese komischen Stufen wieder runterlaufen zu müssen … rauf ist ja immer etwas leichter 🙂 … Also gehe ich mit den anderen weiter … Das Titelbild zeigt uns beim Aufstieg der ersten 200 Stufen … genauso geht es dann erstmal weiter …
Als ich schließlich am oberen Ende der 500 Stufen ankomme, bin ich zwar etwas erschöpft, aber soweit ist alles in Ordnung. Nach einer kurzen Pause geht es weiter … allerdings ist das obere Ende der Stufen nicht wirklich oben …. es geht immer wieder rauf und runter … es strengt mich zusehends an .. das ganze artet für mich mehr und mehr in ein Kardio-Training aus … puh … meine Laune sinkt … der widerlich fröhliche Guide vorne, fängt an mich zu nerven… die 4 Mamis, die sich über ihre pubertierenden Teenie-Töchter unterhalten ebenso … und dann ist da noch der schweigsame Guide am Schluss, der stoisch neben mir stehen bleibt, bis ich mich wieder in Bewegung setzte … es ist nicht so, dass er mich antreibt oder irgendwie unfreundlich wäre … allein dass er da ist, reicht schon, um mir meine Schwäche vor Augen zu halten … Hätte ich doch nur den einfachen Weg gewählt, aber nein ich wollte ja unbedingt die „Premiumaussicht“.
Ach ja, die Aussicht … sollte vielleicht mal ein paar Fotos machen … Der Canyon mit dem rot leuchtenden Gestein, das sich wie dünne Schichten übereinander zu schieben scheint sieht schon toll aus …
Wir erreichen ein denkwürdige Stelle … hier wurde eine wichtige Szene für den Film Priscilla gedreht … der Film sagt mir nichts … [habe mittlerweile gegoogelt: eine australische Tragikkömodie über drei Drag Queens auf Ihrer Reise durchs Outback … kann mich vage erinnern den sogar gesehen zu haben … hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen … scheint für die Australier ein wichtiger Film gewesen zu sein]
Jedenfalls muss man sich hier an dieser Stelle unbedingt fotografieren lassen … also packe ich mein Strahlelächlen aus und lasse mich von „Ist-es-nicht-herrlich-Tom“ fotografieren … 😉
Himmel, was habe ich für eine miese Laune … und wir sind noch 1,5 h unterwegs …
… von wegen nach den 500 Stufen ist die Strecke einfach …
Es geht unzählige Stufen in den Canyon hinunter … und dann auf der anderen Seite wieder hoch … und es gibt noch diverse Stellen an denen man über die Felsstufen rauf oder runter muss … und ich fühle mich irgendwie, als ob ich mein Bergziegen-Diplom zu Hause vergessen habe irgendwie nicht ganz trittsicher … nun gut was nicht geht, geht nicht …und wenn der Guide schon in der Nähe ist, kann er mir ja auch eine hilfreiche Hand geben… der schweigsame Guide ist wirklich nett und hilft mir gerne die steileren Passagen runter.
Schließlich sind wir auf der anderen Seite des Canyons oben angekommen … der Ausblick ist schon toll …
… später muss ich allerdings feststellen, dass sich entweder meine Erschöpfung und schlechte Laune negativ auf meine Bildqualtiät ausgewirkt hat oder dass sich die vielschichtigen Rottöne im Kontrast zu den grünen Pflanzen am Boden … und auch die Größe und Tiefe des Canyons einfach nicht in Bilder pressen lassen …
Offenbar bin ich heute körperlich und emotional an ein paar Grenzen gestoßen … es gab keine Toten und Verletzten 😉 … ich fürchte, ein paar Mitreisenden und den beiden Guides werde ich als schlecht gelaunte Grummeltante in Erinnerung bleiben, da muss und kann ich mit leben 🙂
In Zukunft weiss ich etwas besser wo meine Grenzen sind und was meine Ziele sind: Es geht nicht um die Premiumaussicht … es geht darum einen schönen Tag zu verleben und Spaß zu haben … und mir macht unfreiwilliges/ungeplantes Kardio-Training nun mal überhaupt keinen Spaß, im Gegenteil es verdirbt mir massiv die Laune.
Nachdem anstrengenden Marsch… lasse ich mich in meinen Bussitz fallen und schlafe erstmal ein Ründchen. Später heißt es dann für mich und alle anderen, die nicht zum Uluru zurück, sondern weiter nach Alice Springs wollen, den Bus wechseln … es geht mir schon etwas besser … so Jutta: höchste Konzentration … achte darauf, dass Dein Gepäck komplett in den anderen Bus wechselt… nix liegen lasse, wäre blöd … Koffer, Rucksack, Handtasche … Hut, yepp alles da, dann kann ich jetzt ja weiter dösen. 🙂
Es ist schon dunkel als wir endlich in Alice Springs ankommen … das war ein langer Tag. Morgen ist erstmal ausschlafen angesagt 😉 … meine schlechte Laune ist wie weggeblasen …ich freue mich darauf Alice Springs zu erkunden … hier soll es ein paar tolle Aborigines Art Gallerien geben … irgendwie mag ich die meist abstrakt wirkenden Bilder der Ureinwohner Australiens … gähn….