26.-28.07.2017

Nach dem gestrigen Gewaltmarsch, der mein rechtes Hüftgelenk überstrapaziert hat, steht mir heute eine 6-stündige Autofahrt nach Kaikoura bevor. Das bedeutet einerseits, dass ich das Hüftgelenk nicht weiter belaste, andererseits, könnte das lange Stillsitzen auch problematisch werden. Ich muss halt sehen wie es geht und ggf. mehr Pausen machen.

Es wird immer noch von Sturm, Überflutung und Straßensperren im Süden berichtet. Das Wetter in Nelson war aber sehr schön und auch heute ist das Wetter erstmal sehr schön. Meine Fahrt führt mich zum ersten Mal durch schneebedecktes Gebirge. Die Straßen sind absolut schneefrei, dennoch gibt es mir zu denken, dass links und rechts der Fahrbahn Schnee liegt. Vielleicht hätte ich mich doch noch genauer über die Strecke erkundigen sollen … wie hoch muss ich eigentlich … noch weiter oben sieht es vielleicht anders aus … andererseits, hat die Dame an der Rezeption extra nochmal für mich geprüft, dass es keine wetterbedingten Einschränkungen gibt … also die Straßen müssen frei sein… und sind es auch.

Man hatte mir noch mit auf den Weg geben, dass ich mir etwas zu Essen und Trinken einpacken soll, da es auf dem Weg „nicht viel gibt“ … warum denken eigentlich alle immerzu an Essen… Man kann doch mal 6 Stunden ohne Essen auskommen. Trinken ja Trinken ist wichtig aber Essen … wird völlig überbewertet. Man hätte mir besser mal den Hinweis gegeben, dass ich zwischendurch die Gelegenheit nutzen sollte zu tanken. Als ich an der letzten Tankstelle vorbeikam [ohne zu wissen, dass es die letzte ist], war mein Tank noch halbvoll und es gab keinen Hinweis darauf, dass das die letzte Tankstelle auf meinem Weg nach Kaikoura sein würde. Meiner groben Kalkulation nach, müsste ich mit einer Tankfüllung auskommen, aber ich wollte es eigentlich nicht darauf ankommen lassen.  Zwischendurch war ich mir dann auch nicht mehr ganz so sicher, dass das klappen würde. Erst als ich nur noch 30 km zu fahren hatte, die Tanknadel aber noch deutlich über der Reserve stand, war ich mir wieder sicher, dass alles gut wird. Als ich schließlich in Kaikoura ankomme, wird es bereits dunkel. Ich habe mir einen „Room with a View“ gebucht. Die Unterkunft heißt wirklich so … es ist ein hübsches Häuschen mit Balkon oberhalb des Ortes mit einer sensationellen Aussichts aufs Meer. (siehe Titelbild). Allerdings liegt die Unterkunft sehr ländlich … auf der anderen Straßenseite ist eine Kuhweide und Straßenlaternen gibt es auf dem Weg hierauf auch nicht. Ein bißchen sehr still und sehr dunkel für meinen Geschmack … irgendwie ungewohnt. Die Vermieterin ist super nett, wir hatten im Vorfeld schon Kontakt und sie hat bereits einige Informationen für mich vorbereitet.Lleider wird das Wetter in den nächsten 3 Tagen nicht so gut werden. Ich wollte eigentlich nochmal zum Whale Watching und dann auch noch mit Delphinen schwimmen, aber Carol erklärt, dass wetterbedingt nur eins von beidem möglich sein wird. Da ich ja schon ein paar Orcas in Kanada gesehen habe, entscheide ich mich für die Delphine. Wenn ich das machen möchte, dann muss das aber direkt morgen früh sein, also schnell noch eine Online-Buchung machen … oh Moment was steht da, man soll im Schnorcheln erfahren sein … bin ich nicht… habe noch nie geschnorchelt … und man soll geübt darin sein im offenen Meer zu schwimmen …. kann ich auch nicht wirklich von mir behaupten … und das Meer ist aktuell auch noch kabbelig. Ich glaube ich buche doch nur das „Delphinegucken“ ist auch wesentlich preisgünstiger.

Am nächsten Tag gleich morgens geht es also raus zum Dephinegucken … es sind auch ein paar dabei, die Schwimmen gehen wollen… wir haben den Hafen kaum verlassen, da stelle ich fest, dass der Seegang ganz schön ordentlich ist. Absolut richtige Entscheidung bei den hohen Wellen möchte ich nicht schwimmen gehen. Wir fahren und fahren … sehen ein paar Albatrosse … aber keine Delphine … der Guide bittet die Kollegen im Flieger (es gibt auch Whale bzw.Delphine-Watching vom Flugzeug aus) um Unterstützung, sieht irgendjemand Delphine … anscheinend nicht … da drüben vielleicht (?)… ach nee das sind nur ein paar Seehunde …nach gut 2 Stunden kehren wir unverrichteter Dinge zum Hafen zurück … die Delphine wollten heute offenbar nicht mit uns spielen. Immerhin bekommen wir vom Veranstalter den Großteil des Eintrittsgeldes zurück.

Der Himmel zieht langsam zu, aber noch ist es trocken, ich entschließe mich einen Spaziergang entlang der Küste zu machen.

Vor dem Strand ragen jede Menge Felsen aus dem Meer, die sind erst seit dem letzten Erdbeben vom September 2016 da. Kaikoura hat mit den Veränderungen ganz schön zu kämpfen. Die alte Werft ist komplett zerstört und die neue noch im Bau. Die Fischer können wegen der fehlenden Werft und der Felsen nicht mehr rausfahren. Diese Dinge erfahre ich ganz am Rande und niemand jammert oder beschwert sich. Man erklärt nur, warum bestimmte Dinge gerade etwas behelfsmäßig daher kommen. Auf meinem Rückweg zum Auto finde ich meinen Weg unerwartet versperrt. Auf dem Wandersteg haben es sich ein paar große Robben gemütlich gemacht.

Zum Glück verläuft ein paar Meter neben dem Wandersteg eine Straße, so dass ich nicht hautnah an den Robben vorbei muss. Obwohl die den Eindruck machen, als würde sie auch dass nicht stören. Gerade als ich mein Auto erreiche setzt dann der Regen ein. Den Rest des Tages und auch den Folgetag verbringe ich in meinem Room with a View mit einem exklusiven Blick auf Dauerregen. Das ist aber gar nicht so schlimm. Ich fühle mich in meiner Unterkunft sehr wohl und nehme mir Zeit, um meine weitere Reise zu planen, mögliche Unternehmungen zu recherchieren und die Seele baumeln zu lassen.

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