20./21.07.2017

Die Fahrt von Taupo nach Wellington ist die erste längere Strecke. 4 Stunden reine Fahrzeit – mit Pausen brauche ich fast 5 Stunden. Aber alles easy. Keine Staus, die Straßen sind in gutem Zustand. Da macht das Fahren Spaß. Mein Hotel liegt mitten in der Innenstadt, da ist dann nochmal Konzentration angesagt. Aber schließlich verkündet meine Navi „Sie haben ihr Ziel erreicht!“. Mein Zimmer liegt im 22. Stock… nach all den kleinen Motels, die maximal 2 Etagen haben, ist das mal was anderes. Mal wieder in den nächsten Supermarkt, um frische Milch und Saft fürs Frühstück zu kaufen. Dann im Zimmer gemütlich machen und schauen, was ich morgen in Wellington tun möchte.

Weta Digital, Weta Workshop, Peter Jackson, Lord of the rings = Welliwood

Wellington ist durch die von Peter Jackson ins Leben gerufenen „Weta Studios“ eine nicht zu umgehende Größe in der Filmbranche. Insbesondere was innovative Specialeffekts angeht, kommt weltweit keine andere Effektschmiede an das Können von Weta heran. Klar, dass man gleich mehrere unterschiedliche Touren buchen kann. Schwerpunkt ist dabei der große Durchbruch „Lord of the rings“. Der Flyer, den ich an der Rezeption eingesammelt hatte, verspricht ein aufregendes Ganztages-Erlebnis: Besuch diverser Original-Drehorte, Besuch in den Weta-Studios mit Führung und Filmvorführung „Hinter den Kulissen“, ein orkmässig reichhaltiger Lunch, den Besuch von Rivendell (Bruchtal) inklusive Tee und Kuchen. Der Preis von 210 NZD (ca. 135 €) lässt mich etwas schlucken. Es scheint ja ordentlich was geboten zu werden … und Hobbingen war cool … also schnell für morgen früh die Tour gebucht… Puh das geht aber sehr früh los … 7:30 Uhr soll ich zur Abholung bereit sein. Puh … die Nachteule in mir muss in letzter Zeit ganz schön oft gegen ihre Gewohnheiten handeln. Naja, es kommen auch wieder andere Zeiten und spätestens mit der nächsten Zeitverschiebung ist ohnehin wieder alles durcheinander.

Für ein Großteil der Führung in den Weta Studios gilt natürlich ein Fotografierverbot wegen der Lizenzrechte. Nur im Fanshop dürfen Fotos gemacht werden. eine Lebensgroße Skulptur von Gollum (siehe Titelbild) ist natürlich das Highlight.

Das hier ist die Stelle an der sich Frodo und die anderen Hobbits vor schwarzen Reitern verbergen. Die Baumwurzeln wurden für den Dreh künstlich hinzugefügt.

 

An dieser Stelle wurde ein nachträgliches Fotoshooting mit Legolas durchgeführt … liegt auf dem Gelände von Rivendell (Bruchtal)

 

Dies sind die Gärten von Isengard… hier trifft Gandalf auf Saruman … Ich muss gestehen, dass ich mich an die Szene im Film nicht richtig erinnere … gab es da ein Duell egal … die Fotos werden bestimmt lustig, also spiele ich mit und trete gegen unseren Guide an.

Fazit:

Wir waren tatsächlich an vielen verschiedenen Orten an denen der Film gedreht wurde, aber keiner der Orte sieht im Orignal den Filmszenen auch nur ähnlich: Entweder wurde die Landschaft für den Film umgestaltet, anschließend aber wieder in den Ursprungszustand zurück versetzt oder es wurden direkt Filmmontagen aus 4 oder 5 Landschaften zusammengebaut, Bäume und Büsche reinkopiert etc. Anders als in Hobbingen, wo nach dem Dreh von „Der Hobbit“ die Häuser stehen gelassen wurden, wurde in Bruchtal alles abgebaut und das Gelände wieder der Natur überlassen. Obwohl mir bewusst war, dass die Filme nur so vor Specialeffekts strotzen, hat mich die ernüchternde Erkenntnis, dass selbst ein schlichter Waldpfad noch zurecht gepfuscht wurde, doch etwas deprimiert. Ich fand die Vorstellung irgendwie schön, dass es diese tollen Orte tatsächlich so in derRrealität gibt.

Der Besuch in den Weta Studios war sehr interessant, mir war gar nicht bewusst bei wie vielen Filmen Weta Digital und Weta Workshops (zwei Schwesterfirmen, die ich der Einfachheit halber einfach mal Weta Studios getauft habe) für die Spezialeffekts verantwortlich zeichnen. Außerdem erhält man Einblick in die 4 großen Bereiche der Specialeffekts:
– Design und Herstellung von realistisch wirkenden Artefakten [Schwerter, Gewehre, Funkgeräte etc.]
– Design und Herstellung von Masken [eine Maske wird immer auf den entsprechenden Schauspieler zugeschnitten] hierzu gehören aber auch blutspritzende Armstümpfe
– Erstellung von realistisch aussehenden historischen Kostümen und Waffen aus alternativen Materialen [ein echtes Kettenhemd ist extrem schwer, gut das man heute mit Kunststoff und Farbe eine sehr viel leichtere Alternative zaubern kann]
– „Puppenspiel“, darunter zählen auch ferngesteuerte mechanische Automaten, z. B. ein Löwenkopf, der über eine Fernsteuerung den Mund öffenen und schließen, mit den Ohren wackeln und die Augen öffenen und schließen kann.

Nach den Weta Studios ging es zum „Orc sized lunch“.
Ok, auf der Karte standen Bezeichnungen, die Assoziationen an Herr der Ringe zu ließen. Aber es hat sich um die üblichen Verdächtigen gehandelt: Burger, Fish and Chips, Cicken Bites …. und wenn das „Orc sized“ war, dann müssen die Orks ziemlich genügsam sein … ich hatte mich für Fish and Chips entschieden … ich sage es mal so: ich habe meine Portion aufgegessen …richtig lecker ist allerdings anders… [wer mich kennt, der weiß, ich essen nur was mir eingermaßen schmeckt] … und ich hätte gut noch einen Nachschlag oder einen Dessert vertragen können.

Wie schon angedeutet sind von Bruchtal, der legendären Heimstatt der Elben, die zumindest teilweise für den Film als realer Set gebaut worden ist, nichts mehr übrig. Wir sind also durch ein Stück Wald gestreift … hier hat das Schlafzimmer gestanden in dem sich Frodo von seiner Verletzung erholt,  … dort hat eine Treppe ins nichts geführt, damit saubere Übergänge zu den komplex verschlungene Gebäudeaufnahmen von den Miniaturen möglich waren… vielleicht bin ich einfach nicht Fan genug, aber es lässt mich ziemlich ratlos zurück. Ich weiß es gibt Menschen, die vor Ehrfurcht erstarren, wenn sie an der gleiche Stelle stehen wo ein großer Star gestanden hat… ich horche nochmal in mich rein … neee es bedeutet mir nichts, dass Orlando Bloom, Christopher Lee oder einer der anderen Stars hier gestanden hat.

Bevor wir zurück nach Wellington fahren, gibt es noch den Tee mit Kuchen …. an einem Picknick-Tisch im Freien aus einer Thermoskanne und der Kuchen entpuppt sich  als Nullachtfuffzig Muffin aus dem Supermarkt.

Insgesamt muss ich sagen, ja es war ein netter Tag, es hat Spaß gemacht ein paar der Szenen nachzustellen, aber eigentlich interessant waren nur die Weta Studio Tour. Für mich passt das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Ganztages Tour bei „Rover Rings Tour“ nicht.

Zusätzliches Manko war ein sechsjähriger (!) Junge, der mit seinem Vater an der Tour teilgenommen hat und ständig irgenwelche unpassenden Anmerkungen eingeworfen hat. Der Knirps wusste wirklich alles über die 6 Filme, die Schauspieler, die Specialeffekts … leider passte das Mitteilungsbedürfnis des Jungen nicht zu dem was der Guide gerade erzählt… sein Vater hat ein paar Sachen für  ihn gebastelt … das wurde natürlich alles erzählt  … und dann gab es noch ein Fotobuch, das gezeigt wurde …. Blablabla … wo ist der Ausknopf von diesem Kind …und überhaupt, wieso hat der mit seinen sechs Jahren schon alle 6 Filme in der extendend, directors cut Version gesehen und das auch noch mehrfach. Ich beschließe lieber nicht nach der USK-Freigabe in Neuseeland zu fragen. Der Vater sieht so aus als könnte er ungemütlich werden, wenn er den Eindruck hat, dass man ihn kritisiert.

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